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Venezianisches Flair an den Mittelrhein gezaubert

NEUWIED – Venedig liegt nicht am Mittelrhein. Aber man kann es sich herbeiwünschen. Oder noch besser: herbeispielen! Mit dem „Concerto Veneziano“ musizierten die Sopranistin Mechthild Bach und die Lautten Compagney Berlin jetzt im Rahmen von RheinVokal unter anderem Werke von Bach, Vivaldi und Albinoni, wodurch der Saal der Herrnhuter Brüdergemeinde kurzerhand zum venezianischen Dogenpalast wurde.

Ein so beschwingt spielender Klangkörper wie die Lautten Compagney unter der Leitung von Wolfgang Katschner braucht einen vokalen „Sparringspartner“, der es an Leichtigkeit nicht fehlen lässt. Mit Mechthild Bach, die für Sophie Daneman eingesprungen war, hatte sie einen solchen.

Sowohl in den beiden Bach-Kantaten „Non sa che sia dolore“ (BWV 209) und „Weichet nur betrübte Schatten“ (BWV 202) als auch in den Arien der Bach-Zeitgenossen Antonio Lotti und Francesco Pollarolo sang die Solistin ihre Partien geschmeidig und mit äußerst eleganter Linienführung. Mal mit Nachdruck, mal leger erzählend gefiel Mechthild Bach mit federnden Intervallsprüngen und angenehm dosiertem Tremolo, konnte aber auch kraftvoll im Forte auftrumpfen, um im folgenden Piano gleich wieder zum skizzenhaft Filigranen zurückzufinden. In der Arie „Sich üben im Scherzen“ aus BWV 202 gab sich Mechthild Bach lausbubenhaft keck und malte in „Schieb beiseite Furcht und Zweifel“, der letzten Arie von BWV 209 mit ausladendem Pinselschwung das übertragene Bild des Seemanns, der furchtlos und singend durch die Wellen reitet.

Die Lautten Compagney erwies sich dabei nicht nur als guter Begleiter, der stets die rechte Dynamik wählte, um einerseits die Solistin nicht zu übertönen, andererseits aber auch immer präsent, homogen und höchst transparent zu spielen. In den Concerti von Albinoni (d-moll für Oboe, Op. 9, Nr. 2) und Vivaldi (a-moll, RV 522 aus „L’Estro armonico“ Op. 3, Nr. 8) war knisternde Musizierfreude spürbar und gerade bei Vivaldi gefielen im Larghetto das hingetupfte Thema und im Allegro die wetteifernden Violinen – wohlgemerkt: nicht wie im Kampf, sondern wie im begeisterten Spiel.

Kurz: Wenn so harmonisch musiziert wird, macht ein solch musikhistorischer Exkurs richtig Spaß. Denn die Stücke des Abends waren von den Programmverantwortlichen mit Bedacht ausgewählt worden. Venezianische Concerti und Opernarien sowie die beiden Bach-Kantaten bildeten hier einen mediterranen Dreiklang, der sich aus den damals gängigen Konzertprogrammen und den von Bach verarbeiteten venezianischen Einflüssen speiste.

Der Mitschnitt dieses Konzerts wird am 27. Oktober 2008 von 20.03 bis 22 Uhr im Programm SWR2 gesendet.

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